Eine Woche später: Wie der deutsche Lebensmitteleinzelhandel auf Lidls Preissenkungen reagierte
Am 27. Mai startete Lidl eine umfassende Preissenkungskampagne in seinen Filialen in ganz Deutschland – was eine sofortige und weitreichende Reaktion der Wettbewerber auslöste.
Dank nahezu Echtzeit-Verhaltensdaten konnten wir bereits eine Woche nach Beginn der Kampagne die ersten messbaren Auswirkungen analysieren. Diese frühen Signale liefern wertvolle Einblicke in das Verhalten deutscher Konsument*innen – und zeigen, wie wirksam die Konkurrenz darauf reagierte.
- ALDI NORD und ALDI SUD kündigten dauerhafte Preissenkungen für Hunderte von Produkten an.
- Edeka passte die Preise für vergleichbare Eigenmarkenartikel an das Niveau von Lidl an.
- Auch Rewe und Penny schlossen sich an und versprachen exakte Preisanpassungen.
- Kaufland, Lidls Schwesterunternehmen, gab an, die Preise innerhalb weniger Stunden angepasst zu haben.
Das Ergebnis war eine intensive branchenweite Preisreaktion, die sowohl die Markentreue als auch die Preiswahrnehmung der Kund*innen auf die Probe stellte.
Erste Anzeichen der Auswirkungen
Unsere Analyse der Besuchsdaten für die Woche vom 26. Mai bis 1. Juni zeigt einige überraschende Entwicklungen:
Der Besuchsanteil von Lidl sank leicht, von 16,4 % in der Vorwoche auf 16,1 % nach dem Start der Preissenkungen.
Anstatt mehr Kundschaft zu gewinnen, verlor Lidl offenbar Besuche – insbesondere an ALDI NORD, ALDI SÜD und Edeka. Diese Wettbewerber reagierten schnell und klar, was ihre Preispositionierung in den Köpfen preissensibler Konsument*innen stärkte.
Für viele Stammkund*innen von Lidl stellte ALDI das naheliegendste Alternativangebot dar – mit einem ähnlichen Discounterformat und einem etablierten Ruf als Preisführer.
Preis allein ist keine Strategie
Diese frühen Erkenntnisse zeigen: In einem hochkompetitiven Markt wie dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel garantieren Preissenkungen allein keinen Besucherzuwachs. Tempo, Klarheit und Kommunikationsstärke spielen eine ebenso entscheidende Rolle.
Dieser Fall zeigt, dass ein First-Mover-Advantage keine Erfolgsgarantie ist. In dynamischen Märkten wie dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel ist es oft die Geschwindigkeit und Klarheit der Reaktion, die darüber entscheidet, wer am Ende wirklich profitiert.
Wie geht es weiter?
Der Preiskampf ist noch in vollem Gange, und es ist absehbar, dass sich die Wettbewerbssituation weiter verändern wird. Für Einzelhändler wird entscheidend sein, wie schnell sie das Verhalten ihrer Kund*innen interpretieren und ihre Strategien entsprechend anpassen können.